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Digitale Medien als unterstützende Arbeitsmittel sind in den meisten Berufen bereits gang und gäbe. Doch welchen Stellenwert haben sie an Musikschulen? Gerade in den letzten rund zwei Jahren wurde deutlich, wie hoch der Aufholbedarf an den meisten Musikschulen in Deutschland ist. Grund dafür war der Ausfall des Präsenzunterrichts. Damals mussten sich Schulleitungen und Lehrkräfte schnell überlegen, wie der Unterricht trotzdem aufrecht erhalten werden kann. Über Smartphones, Notebooks oder Tablets wurde versucht, den wöchentlichen Unterricht durchzuführen. Dabei sind Baustellen wie Latenzen, Datenschutz und schwache Internetverbindungen aufgefallen. Eine weitere Herausforderung, der sich Musikschulen stellen müssen: die Beschaffung und Verwaltung der Technik. Denn während es für reguläre Schulen reichlich an Förderungen gibt, sind die finanziellen Unterstützungen in diesem Bereich noch nicht ganz so ausgereift.

Die Städtische Musikschule Nagold hat sich genau diesen Herausforderungen gestellt und zeigt, wie mithilfe von Tech-as-a-Service Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften ein zeitgemäßes, digital unterstützendes musikalisches Bildungsangebot (an)geboten werden kann.

Das Interview

Herr Pöndl, Sie sind Leiter der Städtischen Musikschule Nagold. Wie lange unterrichten Sie schon und was hat sich an der Art und Weise des Unterrichts im letzten Jahr verändert?

Bevor ich die Leitung der Musikschule Nagold im Oktober 2020 angetreten habe, war ich 14 Jahre lang als Leiter einer anderen Musikschule tätig. Gewechselt habe ich mitten in der Pandemie, während alle Musikschulen immer wieder für den Präsenzunterricht schließen mussten. Im Hinblick auf die letzten 1 ½ Jahre könnte man sagen, dass die Technik die Musikschulen vor einer Komplettschließung gerettet hat. Ohne sie hätte der Unterricht vermutlich komplett ausfallen müssen. Vor 10 Jahren wäre zum Beispiel nichts anderes übrig geblieben, als den Unterricht einzustellen oder die Eltern und Schüler davon zu überzeugen, dass via Telefon weitergemacht wird. Die Technik war in dieser Zeit unsere Rettung, wobei auch ganz klar geworden ist, dass der Präsenzunterricht von Auge zu Auge im gleichen Raum keinesfalls ersetzt werden kann. Ich denke, auch das ist eine zentrale Erkenntnis aus dieser Zeit.

Ein Grund, warum Präsenzunterricht auch aus technischer Sicht zumindest jetzt noch nicht vollkommen ersetzt werden kann, sind die Latenzen, also Verzögerungen. Das bedeutet, dass der gespielte Ton verzögert bei dem Empfänger ankommt. Stellt man sich vor, dass mehrere Musiker von unterschiedlichen Orten digital zusammenspielen möchten, wäre das nur schwer möglich, wenn nicht sogar unmöglich.

Es kann funktionieren, aber es ist nicht das Gleiche.

Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich für den Einsatz von Tablets im Musikunterricht entschieden haben?

Die Musikschulsoftware, welche die letzten Jahre in Nagold verwendet wurde, hat unsere Anforderungen nicht mehr erfüllt. Somit haben wir auf den Marktführer für  Musikschul-Software umgestellt. Neben der neuen Musikschulverwaltungssoftware bietet das Unternehmen auch eine auf die jeweilige Musikschule zugeschnittene App. Diese App kann natürlich auch auf privaten Geräten laufen, aber wenn wir schon so einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung machen, liegt es auch auf der Hand, den Lehrkräften ein Arbeitsmittel mit an die Hand zu geben, mit dem sie alles Berufliche erledigen können. In anderen Berufen ist das Arbeiten mit digitalen Hilfsmitteln ja gang und gäbe. Es gibt kaum Jobs, in denen die Mitarbeiter nicht mit einem mobilen Endgerät ausgestattet werden. In vielen Musikschulen ist das tatsächlich eher noch eine Seltenheit.

Was meinen Sie, was die Gründe dafür sind?

Zum einen spielen bestimmt monetäre Faktoren eine Rolle. Zum anderen gab es lange das Mindset, dass es nicht notwendig sei. Man muss sich aber in Gedanken rufen, was in den folgenden Jahren auf die Gesellschaft und damit auch auf die Musikschulen zukommen wird. Meiner Einschätzung nach sollte man es nicht verpassen auf den schnell fahrenden Digitalisierungszug aufzuspringen. Und das funktioniert leichter, wenn die Lehrkräfte ihre eigenen beruflichen Endgeräte bekommen.

Deswegen bin ich auch dankbar, dass wir mit fonlos und Cortado Möglichkeiten gefunden haben, die zum einen sehr professionell, aber auch finanzierbar sind.

Gerade, wenn man in kommunalen Musikschulen arbeitet, hat man die Gegebenheit, dass die Haushaltsberatungen sehr frühzeitig stattfinden. Ist dann ein bestimmter Posten nicht im Haushalt eingestellt, ist es ziemlich schwierig, dafür eine Möglichkeit zur Finanzierung zu finden. Durch das Leasing halten sich die Kosten jedoch in einem Rahmen, für den sich Finanzierungsmöglichkeiten finden lassen.

Musikunterricht via Screen. Welche Einsatzmöglichkeiten bietet Technik im musikpädagogischen Kontext?

Eine tolle Einsatzmöglichkeit ist zum Beispiel das Notenlesen. Das ist eine tolle Sache und man sieht ja vereinzelt schon Musiker, die auf ihren Tablets ihre Noten eingescannt haben und  ganze Gigs damit spielen. Netter Seiteneffekt: Sie haben kein Problem mehr mit Pultleuchten :-)

Städtische Musikschule Nagold: Die Technik war in dieser Zeit unsere Rettung - Notenbuch

Das Urheberrecht in Deutschland verhindert jedoch große Fortschritte in diesen Bereichen. Leider! Grund dafür ist, dass die großen Musikverlage anscheinend kein Interesse daran haben, dass ihre Musik komplett in digitalisierter Form vorliegt. Meines Erachtens nach müssen die Verlage jedoch unbedingt mit der Zeit gehen, sonst werden sie in ein paar Jahren unaufholbar hinterher schauen. Ich stelle mir die Zukunft folgendermaßen vor: Angenommen, ich dirigiere ein Orchester. Dann wäre es toll, wenn jeder im Ensemble von einem Tablet spielt. Wenn ich vorne ein Tablet auf meinem Dirigentenpult habe oder in mein Pult ein Bildschirm eingebaut ist und es vergisst z.B. jemand ein Vorzeichen, dann kann ich das bei mir in den Noten markieren und die Markierung taucht dann in den Noten der jeweilgen Stimme auf. Das wäre eine tolle Einsatzmöglichkeit in einem Ensemble und in der Orchesterarbeit.

Sie haben mit einem Partner auch eine eigene App entwickelt. Wie wird diese eingesetzt?

Der Partner, von dem du sprichst, hat die letzten Jahre diese App unabhängig von uns entwickelt. Die Städtische Musikschule Nagold wird in Zukunft jedoch mit ihr arbeiten. Alle Beteiligten an der Musikschule können dann:

  • Datenschutzkonform kommunizieren
  • Online-Unterricht machen (bei Bedarf)
  • Auf einer Pin-Wand Dinge posten (z.B. Suche nach Bandmitgliedern)
  • Veranstaltungen ankündigen
  • Unterrichtsverwaltung
  • Anwesenheitslisten ausfüllen

Auch andere Prozesse können ebenfalls digitalisiert werden. Zum Beispiel: Gebührenbescheide an Eltern versenden. Für manche hört sich das vielleicht nach Basics an. Doch wir waren im Vergleich mit anderen Bereichen vor ein paar Jahren in diesem Bereich noch im Mittelalter unterwegs.

Gibt es noch weitere Apps die im Musikschul-Kontext nennenswert sind?

Die Musikschule Lahr hat die App ERNA entwickelt. Diese App hat das Ziel, dass möglichst viele Werke von professionellen Musikern eingespielt werden, um sie Schülern zugänglich zu machen; sowohl Solo- als auch Begleitstimmen, auch im Band-Kontext. Dann kann der Schüler über sein Endgerät zu Hause folgende Funktionen nutzen:

  • Seine Stimme mit Klavierbegleitung oder Bandbegleitung trainieren
  • Die eigene Stimme oder die Begleitstimme ein- und ausblenden
  • Andere Stimmen lauter oder leiser machen
  • In Loops arbeiten (Stellen wiederholen lassen)

Das sind für viele Schüler großartige Möglichkeiten, ihre Stücke zu Hause noch besser zu üben. Nicht mit einer Computerklavierbegleitung, sondern mit einer live eingespielten Begleitung auf Video, in der Klavierbegleiter auch die Einsätze gibt. Viele Musikschulen haben nämlich das Problem, dass das Spielen mit dem Klavier in vielen Fällen nur kurz vor dem Auftritt zustande kommt. Gründe dafür sind oft finanzieller Natur oder schlicht fehlende Zeitfenster. Das kann jetzt durch einen virtuellen Begleiter kompensiert werden. Dann reichen vermutlich deutlich weniger Einheiten mit dem echten Klavierbegleiter vor dem Wettbewerb oder Konzert. Das ist ein großartiger Fortschritt.

Welchen Vorteil haben Sie darin gesehen, ein Nutzungsmodell einem klassischen Kauf vorzuziehen?

Angenommen, ich weiß, dass ich nächstes Jahr eine Anschaffung von 30.000 € machen möchte. Ich kann dann natürlich versuchen, das im städtischen Haushalt unterzubringen – muss dazu aber entsprechend die Notwendigkeit argumentieren und rechtzeitig planen. Anschließend wird in Haushaltssitzungen beraten, welche Investitionen getätigt werden sollen. Dadurch, dass man die Kosten bei einem Nutzungsmodell nicht auf einmal hat, sondern strecken kann, ist die Hürde natürlich eine geringere.

Die Geräte werden in Kombination mit einem Mobile Device Management verwendet. Welche Funktion deckt das ab?

Eigentlich hat eine Stadtverwaltung ihre eigene EDV-Abteilung, welche sich normalerweise um die Geräte der Mitarbeiter kümmert. Ist die Musikschule in städtischer Hand und man würde mitten im Jahr verlangen, dass weitere 30 mobile Endgeräte eingebunden werden sollen, dann übersteigt das die Kapazitäten. Die Stadtverwaltung wäre dann für die Verwaltung dieser Geräte zuständig und für 30 Tablets wäre das vermutlich mehr als eine halbe Stelle, die besetzt werden müsste. Somit würde es finanziell schon wieder ein ziemlich großer Posten im Haushalt werden.

Deswegen wird diese Aufgabe an eine externe Firma ausgelagert – in unserem Fall fonlos in Zusammenarbeit mit Cortado. So sollte es dauerhaft auch möglich sein, dass die iPads so eingerichtet werden, dass die Lehrkräfte sie sowohl für ihren Unterricht als auch privat nutzen können.

Warum haben Sie sich für fonlos und Cortado entschieden?

Ein Schulleiterkollege, den ich sehr schätze und der auch in Sachen Digitalisierung sehr innovativ ist, hat mich auf die beiden Firmen aufmerksam gemacht. Anschließend habe ich Kontakt aufgenommen und fand bisher alles sehr professionell. Der Support ist sehr gut und man bekommt schnell eine Antwort auf alle Anfragen. Wir Musiker haben in vielen Fällen natürlich nicht so ein umfassendes technisches Know-how wie die Profis von fonlos. Trotzdem wird einem als Kunden alles so gut erläutert, so dass man jede Thematik ohne Probleme verstehen kann. So wird es zu einer nicht ganz so fremden Welt und diesen Service schätze ich sehr.

Was denken Sie, wie wird sich in Zukunft die Rolle von Technik im Musikunterricht noch verändern?

Ich denke, die Technik wird auch in Zukunft ein fester Bestandteil bleiben. Vermutlich werden die Endgeräte in Zukunft sogar eine noch größere Rolle als bisher einnehmen. Egal, ob das jetzt über eine Klavierbegleitungsapp oder vielleicht eine Improvisationsapp ist. Es wird in Zukunft noch viele weitere Möglichkeiten geben. Wichtig ist, dass man den Wandel als Chance begreift und sich mit ihm verändert. Wenn die Entwicklung so weitergeht wie in den letzten Jahren und man diesen Schritt nicht mitgeht, wird der Abstand sonst irgendwann so groß sein, dass man einfach nicht mehr mitkommt. Damit wir konkurrenzfähig bleiben, müssen wir jetzt die Thematiken, die in Deutschland jahrelang aufgeschoben worden sind, nachholen. Zudem hoffe ich, dass diese Entwicklung von der Politik weiter vorangetrieben wird, wenn Corona vorbei ist.

Wichtig ist, dass man den Wandel als Chance begreift und sich mit ihm verändert.

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Interview wurde geführt von: Viktoria Orlinsky, fonlos®
Quelle Beitragsbild: Stadt Nagold

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